Niemals geht man so ganz. Schon gar nicht grußlos. Deshalb wollten wir am heutigen Montagabend, bevor am morgigen Dienstag die Abrissarbeiten an der Nordkurve richtig beginnen werden, Abschied nehmen. Abschied vom alten Ernst-Abbe-Sportfeld. Ein leiser Abschied, ohne Euch, ohne Fans im weiten Rund, und dennoch mit einer tiefen Verneigung vor dem Gewesenen und Vorfreude auf das Kommende. Für immer Ernst-Abbe-Sportfeld.
Kurz nach 18 Uhr erschallten die ersten Klänge aus den Stadionlautsprechern. Zum treibenden Rhythmus von Heaven Shall Burns „The Loss Of Fury“ brachte die Flutlichtanlage das Ernst-Abbe-Sportfeld nochmals zum Leuchten. Bekannte Schlachtrufe und Gesänge der Jenaer Fans dröhnten weit durchs Paradies, bevor das unvergessene Intro nochmals an den „13. Mai 1903“ und die großen Momente des blaugelbweißen Fußballclubs erinnerte. Emotionale Bilder auf der Anzeigetafel begleiteten die Zeitreise. Als dann zur Original-Stadionatmosphäre vom EC-Spiel gegen den FC Valencia Stadionsprecherlegende Rolf Weidner (84) auf den Platz trat, um nochmals die Mannschaftsaufstellung von einst mit unverkennbarer Stimme vortrug, ohne dabei die Grüße der Leitung des FCC und die nachhaltige Bitte, auch diesem Spiel einen fairen Rahmen zu geben, zu vergessen, berührte dies wohl Jeden, dessen Herz am Fußballclub Carl Zeiss hängt.
Es folgten Grußadressen der ehemaligen Stadionsprecher Ulrich Klemm und Thorsten Rother, die zwar aufgrund der sehr strengen Auflagen für diesen Stadionabschied nur als Einspieler zu hören waren, aber dennoch nichts an ihrer Botschaft verfehlten. Die Chance, dem alten Stadionrund nochmals die Ehre zu erweisen und sich auf das Kommende zu freuen, ließ sich auch Mannschaftskapitän René Eckardt nicht nehmen, bevor die Grußadressen von Toni Schley als Vertreter der Südkurve und vom langjährigen Zeiss-Fan Wolfram Böhme einen emotionalen Abschluss bildeten.
„Für immer Sportfeld“ waren die letzten gesprochenen Worte, bevor aus den Stadionlautsprechern Trude Herrs „Niemals geht man so ganz“ das Paradies melancholisch umhüllte. Mit dem letzten Takt 18.35 Uhr, der vom lauten Geräusch eines Presslufthammers in der Nordkurve abgelöst wurde, ging das Flutlich aus. So dunkel es im Stadionrund wurde, so hell erleuchteten hunderte Zeiss-Fans im Umlauf des Stadiongeländes das Paradies und sorgten zum spontan erschallenden „Wir wollen Jena siegen sehen“ für Gänsehautatmosphäre.